In Katastrophensituationen sind die zuerst vor Ort eintreffenden Helfer nicht selten denselben lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt wie die eigentlichen Opfer. Hier erfahren Sie, wie die unbemannten Ersthelfer von DJI die Erfolgsaussichten jeder Bergungsaktion verbessern und nicht nur die Leben von Katastrophenopfern retten können.
Als Kenny Åserud am 30. Dezember 2020 um 4 Uhr nachmittags den Notruf entgegennahm, rechnete er nicht damit, dass dies der Beginn des längsten und schwierigsten Rettungseinsatzes sein würde, in den sein Team jemals involviert war.
Schon bald zeichnete sich das Ausmaß der Katastrophe ab: Dies war die größte Erdrutschkatastrophe in der Geschichte Norwegens. Betroffen war ein zwei Quadratkilometer großes Areal der Ortschaft Ask, die zur Gemeinde Gjerdrum gehört. Bei Temperaturen von bis zu -23 °C mussten Kenny und seine Kollegen möglichst schnell nach Überlebenden suchen – und dabei die eigene Sicherheit aufs Spiel setzen.
Die norwegischen Rettungsdienste sind im Umgang mit Drohnen für Bergungseinsätze geschult und wissen, wie man sich einen detaillierten Überblick über Katastrophengebiete verschafft. Die vorrangigen Ziele bestehen darin, die Position etwaiger Überlebender zu markieren und mögliche Gefahren für die Rettungskräfte zu bestimmen. Angesichts der schieren Größe des verwüsteten Bereichs erschien eine Unterstützung durch Drohnen von unschätzbarem Wert.
Als die Rettungshubschrauber die ersten Überlebenden in Sicherheit gebracht hatten, starteten die Drohnenpiloten mehrere Fluggeräte des Typs DJI Matrice 300 RTK, um das Gebiet zu kartieren, damit die Leitstelle die Suche aus sicherer Entfernung koordinieren konnte. Während der darauf folgenden 40 Tage waren permanent Drohnen in der Luft. Damit ist dies bis heute der größte drohnengestützte Bergungseinsatz auf europäischem Boden.
„Das war ein sehr ungewöhnlicher Zwischenfall, der eine der größten Bergungsaktionen in der Geschichte Norwegens ausgelöst hat. Dafür zu sorgen, dass alle Beteiligten auf der Höhe des Geschehens sind, ist ebenso wichtig wie schwierig. Die Drohnen haben uns geholfen, diese Herausforderung zu meistern. Außerdem haben sie uns hochwertige Luftbilddaten für die Überwachung des Erdrutschs geliefert, sodass wir den Einsatz jederzeit gefahrlos fortsetzen konnten.“
– Jørgen Lunde Ronge, Leiter der Polizeidirektion Oslo
Da der Luftraum zunächst ausschließlich den Hubschraubern vorbehalten blieb, war der erste Drohneneinsatz erst nach Einbruch der Nacht möglich, also zu einem Zeitpunkt, als sowohl das menschliche Auge als auch herkömmliche Kameras nichts mehr erkennen konnten. Die eingesetzten Drohnen hingegen hatten als Nutzlast die Wärmebildkamera Zenmuse H20T an Bord, mit der sich auch bei Dunkelheit hochauflösende Karten erstellen lassen.
Nicholas Newhouse, einer der Drohnenpiloten, betont einen weiteren wichtigen Vorteil der Infrarotkartierung: die Tatsache, dass die Dateien von Infrarotbildern kleiner sind als die herkömmlicher Fotoaufnahmen. Dies ermöglicht eine wesentlich kürzere Verarbeitungszeit, sodass das Bergungspersonal bereits fünf Stunden nach dem ersten Drohnenstart mit der fertigen Karte arbeiten konnte. Genau gesagt dauerte es nach der Landung der Drohnen nur eine Stunde, die Infrarotbilder zu verarbeiten und in eine fertige 3D-Karte zu überführen. Anschließend wurde die Karte allen an dem Einsatz beteiligten Rettungsdiensten zur Verfügung gestellt, damit sie sich in der Dunkelheit gefahrlos in dem betroffenen Areal bewegen konnten.
„Die Kombination aus Matrice 300 RTK und H20T hat bei diesem anspruchsvollen Einsatz unentbehrliche Dienste geleistet, denn damit lassen sich nicht nur Orthomosaike und 3D-Modelle erstellen, sondern auch Such- und Bergungsaktionen unterstützen.”
Nicholas Caprino Newhouse, Chefpilot von Andøya Space
„In so kurzer Zeit auf exakte, aktuelle und hochauflösende Karten eines Katastrophengebiets zugreifen zu können, war etwas noch nie Dagewesenes.“ – Dan Richard Isdahl-Engh, Datenanalyst, Andøya Space
Karten helfen dabei, sich ein detailliertes Bild von der Lage sowie von möglichen Gefahren zu machen. Doch nach einem Erdrutsch gibt es ein erhebliches Risiko, dass Überlebende und Einsatzkräfte gleichermaßen betrifft: Die Gefahr weiterer Erdrutsche aufgrund mangelnder Bodenstabilität. Zur Einschätzung der diesbezüglichen Risiken werden in regelmäßigen Abständen immer wieder neue Karten erstellt.
Die DJI Matrice 300 RTK ermöglicht feste im Voraus geplante Flugrouten, was das Vergleichen der Kartierungsergebnisse deutlich erleichterte, da die Positionen und Wegpunkte, von denen aus der Boden untersucht wurde, bei jedem Flug dieselben waren. Hätte man die Aufnahmen per Hubschrauber gemacht, wäre dies nicht der Fall gewesen. Die oben genannte Fähigkeit ermöglicht die exakte Analyse von Umgebungsveränderungen, die auf Gefahren im Zusammenhang mit der Bodenstruktur hindeuten.
Ein interaktives 3D-Modell des Gebiets half den Teams bei der Lageeinschätzung.
3D-Karte: Andøya Space
Die hochmoderne Navigationssoftware der DJI Matrice 300 RTK erleichterte auch das Zusammenspiel der Drohnen und Hubschrauber, die oft gleichzeitig in der Luft waren. Die Software sowie eine ausgezeichnete Kommunikationsstrategie sorgten dafür, dass es gar nicht erst zu gefährlichen Begegnungen zwischen den verschiedenen Fluggeräten kommen konnte, die sich den Luftraum teilten.
Laut Dan Richard Isdahl-Engh, der bei dem Bergungseinsatz als Datenanalyst für die Lageeinschätzung anhand von Drohnenkarten zuständig war, war es etwas noch nie Dagewesenes, in so kurzer Zeit auf exakte, aktuelle und hochauflösende Karten eines Katastrophengebiets zugreifen zu können. Bei früheren Katastrophen musste das Team auf Satellitenbilder warten, die nicht selten eine schwache Auflösung boten und noch dazu veraltet und unscharf waren.
Volumenkarte: Andøya Space.
Hubschrauber sind für die schnelle Bergung von Überlebenden unverzichtbar. Für Kartierungsaufgaben hingegen sind sie nicht so gut geeignet, was an ihrem schmalen Sichtfeld und an den starken Turbulenzen liegt, die sie mit ihren Rotorblättern erzeugen. Aufgewirbelte Trümmerteile von zerstörten Häusern etc. stellen eine Gefahr für die Sicherheit des Bergungspersonals dar, und bei Minustemperaturen kann die aufgepeitschte Kaltluft die Arbeit der Einsatzkräfte am Boden unerträglich machen. Drohnen sind für derartige Aufgaben deutlich besser geeignet.
Obwohl der Boden in Ask hauptsächlich aus Schlamm bestand, der einen Großteil der Wärme dessen absorbierte, was tief darunter begraben war, gelang es den Drohnenpilotinnen und Piloten mit Hilfe der Zenmuse H20T, das Wärmesignal eines verschütteten Hunds aufzuspüren, als der Einsatz bereits seit 22 Stunden lief. Da der Bergungshubschrauber eine Weile brauchte, bis er die Position des Vierbeiners erreicht hatte, ließ man eine DJI Matrice 300 RTK über der Stelle schweben, um sicherzustellen, dass der Hund an Ort und Stelle blieb. Zudem wurde die Stelle mit einem Suchscheinwerfer ausgeleuchtet, bis das Tier in Sicherheit war. Dies unterstreicht ein weiteres Merkmal der DJI Matrice 300 RTK: die große Ausdauer der Akkus und die daraus resultierende Flugzeit der Drohnen sogar bei anhaltenden Minustemperaturen, die alle Beteiligten immer wieder aufs Neue beeindruckte.
Insgesamt dauerte der Einsatz mehr als 40 Tage, an denen die Rettungskräfte bereitwillig ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzten, um andere Menschen zu retten. Unterstützt wurden sie durch mehr als 270 Stunden Drohnenflug. Diese Flüge lieferten den Rettungskräften in Echtzeit Luftbilder und den Analysten exakte Karten von der Situation und ermöglichten ihnen auf diese Weise fundierte Risikobeurteilungen und Prognosen.
Laut Bergungsteam hatte der Einsatz der unbemannten Drohnen von DJI zur Folge, dass man bei dem Einsatz völlig neue Wege beschreiten konnte. Ein Beispiel dafür ist das Zerschlagen von Fensterscheiben mit einer zum provisorischen Rammbock umfunktionierten Drohne, die damit den Weg für eine zweite Drohne freimacht. Auch wenn die Drohnen von DJI eigentlich nicht für solche Aufgaben vorgesehen sind, zeigt das Beispiel den wahren Wert von Drohnen bei Rettungseinsätzen: die Fähigkeit zu tun, was nötig ist, um Leben zu retten, ohne dabei die Gesundheit und Sicherheit der Rettungskräfte aufs Spiel zu setzen.
„Die Drohnen haben auch bei schlechter Sicht funktioniert. Die Leute konnten weiterarbeiten, weil ja die Drohnen in der Luft waren“,
- Morten Helgesen, Gjerdrum Fire Fighter
Der wichtigste Aspekt eines jeden Einsatzes sind lückenlose Informationen. Sie bilden die Grundlage aller Maßnahmen und sorgen für eine fundierte Entscheidungsfindung. Bei einem Einsatz wie diesem, der mehr als 40 Tage dauerte und unter Extrembedingungen stattfand (Temperaturen von bis zu -23 °C und Windgeschwindigkeiten von bis zu 18,4 m/s), brauchen die Bergungsteams so viele verlässliche Informationen wie möglich, damit der Einsatz gelingt.
Bei dem Bergungseinsatz in Ask arbeiteten Feuerwehrleute, Polizistinnen, Militärkräfte, Drohnenpiloten, Hubschrauberpilotinnen, Analysten, Andøya Space, das norwegische Institut für Geotechnik und auch die Einwohner Hand in Hand, um Leben zu retten. Es war ein sehr zu Herzen gehendes Beispiel für menschliche Zähigkeit und Güte. Die Menschen kamen zum Schauplatz des Geschehens, um die Einsatzkräfte mit Essen und Trinken zu versorgen und sie emotional zu unterstützen. An Silvester bot ein kleiner Junge den Helfern seine Schokolade an, weil sie sie doch dringender bräuchten als er. Das Beispiel zeigt, dass die Gemeinde alles dafür gab, den Einsatz zu unterstützen.
DJI ist stolz darauf, an dieser Gemeinschaftsanstrengung zur Rettung von Leben mitgewirkt und für den Schutz der Einsatzkräfte gesorgt zu haben.
Die norwegische Organisation UAS Norway spielte eine wesentliche Rolle, als es in den Tagen nach dem Erdrutsch darum ging, für eine möglichst hohe Flugsicherheit und ein möglichst gutes Zusammenspiel der Fluggeräte verschiedener Betreiber – ob bemannt oder unbemannt – zu sorgen. Die Organisation fungierte als Schnittstelle zwischen NASP (National Airspace Service Providers), der Luftfahrtbehörde (CAA) und der Einsatzleitung der Polizei, um dafür zu sorgen, dass in Gjerdrum möglichst viel Drohnen einsetzt werden konnten, wobei unbemannte und bemannte Ressourcen nicht selten Seite an Seite im Einsatz waren.