Seit der Veröffentlichung von Disneys Zeichentrickfilm „Bambi“ haben Menschen auf der ganzen Welt eine besondere Zuneigung für Rehkitze. Es mag also schockierend sein, dass jedes Jahr Hunderte, wenn nicht Tausende von Rehkitzen von Bauern und ihren Mähern bei der Bewirtschaftung ihrer Felder versehentlich getötet werden.
Wir freuen uns jedoch, mitteilen zu können, dass Innovatoren, Naturschützer und kommerzielle Drohnenpiloten sich zusammenschließen, um eine lebensrettende Lösung zu entwickeln, bei der die thermographische Drohnentechnologie zum Schutz gefährdeter Rehkitze eingesetzt wird.
Die traurige Notlage der Rehkitze
Zwischen Ende April und Frühsommer bringt ein weibliches Reh ein oder zwei Kitze zur Welt, die es vor Fressfeinden schützt, indem es in den hohen Gräsern von Wiesen und sogar Hausrasen nisted. Leider kollidieren diese Zuchtmuster mit dem Bedürfnis der Landwirte, die Wiesen für Heu zu mähen. Für einen Mäher ist es fast unmöglich, die winzige Gestalt eines Rehkitz zu erkennen, das im hohen Gras versteckt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der natürliche Instinkt eines Rehkitzes bei Gefahren darin besteht, völlig still zu bleiben, was es für den Mäher viel schwieriger macht, ihn nicht zu töten oder zu verstümmeln.
Und es gibt einige beunruhigende Zahlen, die dies untermauern – allein in Deutschland wird geschätzt, dass jedes Jahr etwa 90.000 Kitze durch Mähmaschinen getötet werden, mit ähnlichen Zahlen in ganz Europa.
Bisher bestand die einzige Lösung für dieses Problem darin, dass Teams aus Landwirten, Jägern und Hunden jedes Feld manuell auf Nester absuchen - eine mühsame und nicht zu unterschätzende Methode, da die Tiere nur schwer zu erkennen sind. Es ist auch weitgehend wirkungslos, da neugeborene Kitze keinen ausgeprägten Geruch haben, dem Hunde folgen können. Diese extrem zeit- und kostenintensive Arbeit bedeutet, dass zwei bis drei Personen nur zwei Hektar pro Stunde bearbeiten können und die gesamte Feldsammlung eines einzelnen Landwirts mehrere Tage oder länger dauern kann.
Warum Rehkitze retten?
Für Landwirte ist die Notwendigkeit, ihre Felder vor dem Mähen nach Rehkitzen zu säubern, nicht nur moralisch, sondern hat dies auch Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Landwirte, da die Überreste versehentlich getöteter Tiere Gras und Heu verschmutzen können . Wenn ein Kadaver verrottet, kann es das verunreinigen, was als Futter für verschiedene Tiere verwendet worden wäre, und möglicherweise ein tödlich gefährliches Toxin verbreiten. Botulinumtoxin, besser bekannt als „Leichengift“, lähmt Tiere wie Kühe und Pferde und bescherrt einen unangenehmen und qualvollen Erstickungstod. Dies belastet die Landwirte zusätzlich finanziell, die dann neue (und kostspielige) Wege finden müssen, um ihr Vieh zu füttern.
Es gibt auch rechtliche Konsequenzen. Im Vereinigten Königreich beispielsweise verurteilt der „Animal Welfare Act“ von 2006 das Töten von Wirbeltieren ohne hinreichenden Grund und kann mit einer erheblichen Geldstrafe oder im Extremfall mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. Gleichzeitig müssen die Landwirte auch die Auswirkungen auf die Biodiversität berücksichtigen, da die Hirschpopulationen eine entscheidende Rolle in den lokalen Lebensräumen spielen
Einführung von Wildtierschutzdrohnen
Um diesem Problem zu begegnen, hat sich der deutsche Verband Flugmodus e.V. der Drohnentechnologie zugewandt. Die 2020 gegründete Gruppe arbeitet an der Entwicklung einer Webanwendung, bei dem die Bauern aus der Region um Backnang eine bevorstehende Mahd anmelden können. Der Verein befliegt dann kostenlos mit Hilfe der leistungsstarken visuellen und thermographischen Kameras einer Mavic 2 Enterprise Advanced (M2EA) diese Strecke ab, damit Landwirte schnell und einfach Kitze in ihren Nestern erkennen können. Alleine in der Saison 2021 haben die ehrenamtlichen Piloten dadurch über 150 Tiere vor dem Tod bewahrt.
Vor dem Mähen eines Feldes wird mit der DJI M2EA darüber geflogen, um im Gras versteckte Kitze mit Hilfe von „Hotspots“ auf der Wärmebildkamera zu identifizieren. Dies funktioniert zusammen mit der visuellen Kamera, die es einem Bodensuchteam ermöglicht, die Kitze effizient zu lokalisieren und an einen sichereren Ort zu bringen.
Nachdem das Mähen abgeschlossen ist, werden die Kitze an eine Stelle wieder frei gelassen, wo sie im hohen Gras geschützt verbleiben. Interessanterweise hat diese Methode keinen Einfluss auf die Hirschkuh, ihre Jungen wiederzufinden, da die Menge an hohem Gras keine menschlichen Gerüche an den Rehkitzen hinterlässt.
Die perfekten Drohnen zur Rettung von Rehkitzen
Die leichte und tragbare DJI M2EA ist das perfekte Werkzeug für solche Aufgaben – ausgestattet durch eine 640x512px Wärmebildkamera und eine 48MP visuelle Kamera, die bis zu 32x Digitalzoom unterstützt. Es ist diese duale Bildgebung (oder Split-Modus), die den Prozess so praktisch macht, da man das Wärmebild der Kamera mit dem visuellen Kamerabild in Echtzeit vergleichen kann.
Dies bedeutet, dass Bediener potenziell nistende Hirsche von thermischen Hotspots schnell identifizieren können, bevor sie eine visuelle Bestätigung erhalten. Gleichzeitig ist es auch mit omnidirektionaler Hinderniserkennung und einem RTK-Modul ausgestattet, das zentimetergenaue Positionierungsgenauigkeit ermöglicht und dadurch die Bedienung einfach und sicher.
So funktioniert der Wildtierschutz mit Drohnen
Zur Vereinfachung kann die Flugplanung in der DJI Pilot-App einen autonomen Flugweg erstellen. Bediener legen einfach einen definierten Bereich zur Überprüfung oder bestimmte Wegpunkte fest und wählen dann die erforderliche Höhe aus. Für diese Wildschutzeinsätze empfiehlt Flugmodus e.V. eine Höhe zwischen 40-80m, wobei 60m die optimale Höhe ist. Während höhere Flughöhen einen schnelleren Betrieb gewährleisten, da die Drohne größere Gebiete in kürzerer Zeit abdecken kann, bieten niedrigere Flughöhen bessere Auflösungen, die für das Erkennen der schwer fassbaren Kitze wichtig sein können. Damit ein Bediener ein Feld richtig durchsuchen und sicherstellen kann, dass alles abgedeckt wurde, sollte die Überlappung passend eingestellt werden.
Flugmodus e.V. führt Drohnen-Wildschutzeinsätze am frühen Morgen zwischen 04:00 und 7:30 Uhr durch. Zu diesem Zeitpunkt ist der Temperaturunterschied zwischen dem kalten Boden und einem warmen Reh am größten, wodurch sie viel einfacher zu erkennen sind. Wenn der Drohnenpilot ein potenzielles Rehkitz entdeckt, kann er den Betrieb mit der Fernbedienung unterbrechen und mit der 4K-RGB-Kamera heranzoomen, um eine detailliertere Ansicht eines bestimmten Bereichs zu erhalten und/oder die Höhe der Drohne zu verringern. Der Flug kann dann problemlos wieder aufgenommen werden, sobald ein Team ein Rehkitze identifiziert und in Sicherheit gebracht hat.
Die Wärmebildkamera verfügt über eine Reihe von Paletten, von denen Flugmodus e.V. die Verwendung von Whitehot und Blackhot empfiehlt, damit die Hitzesignaturen potenzieller Kitze mit bloßem Auge leicht interpretiert werden können.
Die bisherigen Ergebnisse…
Bisher hat sich die Drohnen-Wildtierschutzinitiative als sehr effektiv erwiesen. In Graubünden, Schweiz, wurde zum Beispiel während der Erntezeit eine ähnliche Technologie mit rund 450 geretteten Kitzen eingesetzt. Und es besteht die Hoffnung, dass etwas Ähnliches nicht nur Hirschen, sondern einer ganzen Reihe anderer Wildtiere in prekären Situationen helfen könnte. Daher hat das renommierte Schweizer Universitäts- und Forschungszentrum École Polytechnique Fédérale de Lausanne die Bemühungen als 100 % effektiv gelobt.
Sind Sie in Deutschland und wollen Sie helfen, die Babyhirsche zu retten?
Seit dem 19. März 2021 stellt die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft Antragstellern, die Wildtiere schützen möchten, Mittel für die Anschaffung von Thermodrohnen zur Verfügung. Viele Organisationen haben bereits Genehmigungen erhalten und können nun eine oder zwei Drohnen kaufen, um bei der Rettung von Rehkitzen zu helfen. Bewerbungen sind bis zum 1. September 2021 möglich.
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